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polytop, in: polylog Nr. 53 (2025), S. 109

JUCO meets PLUS

Ein interkulturell-philosophischer Austausch zwischen Morogoro und Salzburg
 

Nachdem Jacek Górka, der für internationale Beziehungen zuständige Mitarbeiter des Jordan University Colleges ( JUCO: www.juco.ac.tz) in Morogoro, einer ca. 200 km westlich von Daressalam gelegenen Stadt in Tansania, mit dem damaligen Dekan der Theologischen Fakultät der Universität Salzburg (PLUS: Paris Lodron Universität Salzburg), Michael Zichy, und dem Leiter des Fachbereichs Philosophie KTH, Rolf Darge, im Jahr 2017 Kontakt aufgenommen hatte, entwickelte sich rasch die Idee, Begegnungen und Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden der Philosophie an den beiden Institutionen zu initiieren. Nach einigen Besuchen und Kontaktgesprächen fand schließlich von 16.–24. November 2019 eine »PLUS-JUCO Philosophy Winter School« statt, bei der nicht nur über philosophische Texte diskutiert wurde, sondern auch ein intensiver Austausch zwischen österreichischen/deutschen und tansanischen Studierenden und Lehrenden erfolgte. Kulturelle Differenzerfahrungen wurden nicht nur »in Kauf genommen«, sondern am Salzburger Fachbereich für Philosophie nachbearbeitet und reflektiert (zum Beispiel in Rollenspielen).
Kurz darauf kamen mit Thomas J. Nari und Neema Mbuta zwei Doktoratsstudierende an die Universität Salzburg, die 2024 ihre Dissertation verteidigten. Nari brachte in seiner Arbeit traditionelle afrikanische Epistemologie und Karl Poppers Kritischen Rationalismus ins Gespräch, Mbuta Identitätsvorstellungen des Ujamaa-Konzepts und Hannah Arendts Handlungstheorie – zwei interessante Beispiele dafür, wie tansanische Philosophiestudierende ihnen vertraute philosophische Zugänge von europäischen bzw. nordamerikanischen Ansätzen her beleuchteten und dadurch eine interkulturell-philosophische Perspektive entwickelten, die längst nicht selbstverständlich ist. Heute sind Thomas J. Nari und Neema Mbuta an der University of Dodoma bzw. am JUCO selbst als Lehrende tätig.
Inzwischen meldeten weitere Studierende, die ihren Master am JUCO abgeschlossen haben, ihr Interesse an einem Promotionsstudium an der Universität Salzburg an; im Mai 2023 wurde eine Delegation des JUCO in Salzburg empfangen. In den kommenden Jahren wird sich zeigen, ob und wie diese interkulturell-philosophische Partnerschaft, die vor einigen finanziellen und organisatorischen Herausforderungen steht, weitergeführt werden kann bzw. ob ein solches interkulturell-philosophisches Projekt im Dialog zwischen Tansania und Österreich als relevant für eine universitäre philosophische Institution angesehen wird.
 

JUCO: www.juco.ac.tz
PLUS: www.plus.ac.at
 

Franz Gmainer-Pranzl

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