polylog 7
Hans Schelkshorn: Editorial
2001
Neue Ontologien
Herausgeber des Thementeils: Wolfgang Tomaschitz
THEMA
Uwe Meixner
Die Metaphysik von Ereignis und Substanz
Uwe Meixners Essay stellt in gedrängter Form die Hauptgedanken seines 1997 publizierten großen systematischen Entwurfes “Ereignis und Substanz” vor, der neben einer Ontologie im engeren Sinn auch eine Bewusstseinstheorie, eine philosophische Gotteslehre und eine Theodizee beinhaltet. Im vorliegenden Beitrag erläutert er seinen Begriff von Substanz, der eng mit seiner Sicht von Kausalität zusammenhängt und vertritt dabei den radikalen Standpunkt, dass Ereigniskausalität auf Agenskausalität, die von transzendenten Substanzen als Realisationssubjekten getragen werde, reduziert werden könne. Dieser monadische Ansatz wird dann zu einem “eingeschränkten metaphysischen Pluralismus” weiterentwickelt, dessen zentrale These darin besteht, dass das Wirklichmachen – in Meixners Worten die “Realitätsmitteilung an die Welt” – bei einer einzigen Zentralsubstanz liege. Eine Idee, die vor allem aus der Perspektive der modernen japanischen und der chinesischen Philosophie auf Interesse gestoßen ist.
Thomas B. Fowler
Kausalität und Erklärung der Welt bei Meixner und Zubiri
In Begegnung mit der Philosophie Uwe Meixners führt Thomas B. Fowler (Washington) in das Werk des – im deutschen Sprachraum bislang noch unentdeckten – spanischen Philosophen Xavier Zubiri ein. Fowler betont vor allem die Parallelen zwischen der Metaphysik Zubiris und Meixners. Angelpunkte seiner Darstellung ist der gemeinsame historische Bezug zu Hume und ein ausgeprägtes Interesse an der Revision gängiger Kausalitätstheorien.
Tokiyuki Nobuhara
Tokiyuki Nobuhara (Shibata) stellt Uwe Meixners Gedanken über Metaphysik von Ereignis und Substanz in den Zusammenhang eines Gespräches zwischen der Prozessphilosophie Whiteheads und der Schule Kitaro Nishidas. Dabei eröffnen sich Einblicke in ein Theoriefeld auf dem schon seit längerem intensiv interkulturell philosophiert wird. Sein Interesse gilt vor allem Meixners Begriff der Substanz, besonders aber dessen philosophischer Theologie, die Nobuhara als eine Philosophie der Kreativität deutet.
Bo Mou
Bo Mou (San José) steuert einen eigenständigen Beitrag zu einer zeitgemäßen Lesart des Yijing bei, der sich nur ganz am Rande mit der Philosophie Uwe Meixners – und hier mit der Idee eines Ausgleichs zwischen den konfligierenden Strebungen der einzelnen Substanzen – beschäftigt. Bo Mous Artikel zeigt sehr deutlich, wie viel von der Wahl der primären Kategorien abhängt, wenn es darum geht theoretisch zu erschließen, was als “echter Aspekt der Welt” gelten kann und was nicht.
Paul Burger
Ereigniskausalität oder Agenskausalität?
Zur Metaphysik von Uwe Meixner
Paul Burger unternimmt in seinem Artikel den Versuch, angesichts Uwe Meixners starker Thesen einige wichtige kritische Fragen zu formulieren. Er bezieht sich vorwiegend auf Meixners Kausalitätsbegriff und dessen dezidierten Anti-Naturalismus. Burger präzisiert den Begriff Naturalismus und erläutert aus wissenschaftstheoretischer Sicht welchem Wahrheitsanspruch metaphysische Intuitionen zu genügen hätten, und welche Fragen für ihn bei Meixner offen bleiben.
Käthe Trettin
Tropen, Sachverhalte und Prozesse: neue Kategorien für neue Ontologien
Ein Literaturbericht
Käthe Trettin, Philosophin und freie Publizistin in Frankfurt, und selbst eine Insiderin der Ontologieforschung, übernimmt in ihrem Beitrag die Aufgabe, anknüpfend an den ausschlaggebenden Impuls der Philosophie Uwe Meixners den gegenwärtigen Diskussionsstand auf diesem sich rasch entwickelnden Forschungsfeld anhand deutsch- und englischsprachiger Arbeiten darzustellen.
IM GESPRÄCH
Hassan Hanafi
FORUM
Bekele Gutema
Zarayaqob: Ein äthiopischer Philosoph
Franz M. Wimmer
BERICHT
Ulrich Lölke:
"Verstehen und Verständigumg. Ethnologie - Xenologie - Interkulturelle Philosophie". S. 107-111